Wie trinkt man Single Malt Whisky?

Natürlich sollte man sich einen Single Malt Whisky nicht mit Cola, Soda oder Eis verderben (das macht man mit gutem Wein ja auch nicht). Man trinkt ihn allenfalls verdünnt mit ein paar Tropfen Wasser. Am besten nimmt man dafür schottisches Quellwasser (z.B. Highland Spring), welches hier aber schwer zu beschaffen und auch recht teuer ist. Ersatzweise tut es auch französischem Quellwasser (ohne Kohlensäure!). Steht gutes Leitungswasser - weich mit wenig Eigengeschmack - zur Verfügung, ist auch das geeignet. Persönlich trinke ich den Malt aber oft pur. Das gilt auch für diejenigen, die in Fassstärke abgefüllt sind. Allerdings gibt es einige, denen ein paar Spritzer Wasser gut tun. Probiert es aus, die Unterschiede können durchaus beachtlich sein.

Für das Nosing, also das "Erriechen" des Whiskys, hilft die Zugabe von etwas Wasser übrigens meist. So werden deutlich mehr Aromen freigesetzt und einzelne Nuancen treten stärker hervor.

Das klassische Whiskyglass, der "Tumbler" hat den Nachteil, das die vielfältigen Geruchsnoten des Malts zu schnell verfliegen. Besser geeignet ist ein kleines Stielglas, welches sich nach oben hin verjüngt. Es gibt spezielle Tasting-Gläser, mit und ohne Deckel. Könnt Ihr keines auftreiben, leistet allerdings auch ein kleines, dünnwandiges Sherryglas gute Dienste.

Ein Cognac Schwenker ist nicht so gut geeignet. Die Handwärme, die beim Cognac Genuss besonders erwünscht ist, ist beim Single Malt eher von Nachteil. Die Trinktemperatur sollte weder zu kalt, noch zu warm sein. 16-20 Grad Celsius sind ideal. So können sich Geschmack und Geruch optimal entfalten.

Wenn man einen Single Malt genießen will, sollte man sich Zeit nehmen. Der Whisky bringt in der Regel sehr viele Aromen mit. Für viele Whiskyfreunde bereitet allein der Geruch großes Vergnügen. Wenn Ihr ihn im Glas kreisen lasst, entfalten sich die Geruchsstoffe besonders gut und Ihr erfahrt außerdem etwas über seine Konsistenz. Laufen die Bahnen am Glasrand nur langsam zurück, spricht man von einer öligen Struktur. Der Fachmann bezeichnet dies als "long legs".

Der Farbe des Whiskys solltet Ihr nicht allzu viel Beachtung schenken. Nicht selten ist dieser nämlich mit Zuckerkulör (E150) gefärbt. In Deutschland muss das auf dem Etikett angegeben werden. Aber auch bei ungefärbtem Whisky ist eine tief dunkle Färbung keineswegs ein Qualitätsmerkmal. Vielmehr sagt die Färbung etwas über die verwendeten Fässer aus. Whisky aus Sherryfässern z.B., wird in der Regel sehr viel dunkler sein, als solcher, der in Bourbonfässern reift. Auch geben kleinere Fässer mehr Farbstoff an das Destilat als größere.

Entdeckt Ihr, wenn Ihr den Whisky gegen das Licht haltet, feine Schwebeteilchen, so ist das meist ein Hinweis darauf, dass der Whisky nicht kühl gefiltert wurde, was dem Aroma sehr zu gute kommt, da der Filterung auch gewisse Geschmackstoffe zum Opfer fallen. Die Kühlfilterung hat, wie die Färbung, mittlerweile - langsam - ihren Rückzug angetreten. Manche Abfüller verzichten sogar komplett auf eine Filterung, so dass man sogar Holzsplitter vom Fass in der Flasche finden kann.

Verteilt einen winzigen Schluck Whisky auf der Zunge, so könnt Ihr am besten die einzelnen Geschmacksnoten herausschmecken. Nehmt dann erst einen etwas größeren Schluck, um festzustellen, wie sich der Geschmack entwickelt. Häufig ergeben sich beim so genannten "Abgang" völlig neue Aromen.

Auf diese Weise fällt es Euch nach einer gewissen Übungszeit sicher nicht schwer, den Malt mit Euren eigenen Worten zu beschreiben und persönliche Vorlieben zu erkennen. Wenn Ihr einige Erfahrung gesammelt habt, könnt Ihr mit Freunden ein privates Tasting veranstalten. Es macht Spaß, auf diese Weise persönliche Eindrücke auszutauschen und ein wenig zu fachsimpeln. Beachtet, nicht zu viele Malts zu verkosten. Nach der zehnten Probe sind Feinheiten sicher nicht mehr wahr zu nehmen.

Ich empfehle, nicht mehr als maximal sechs Whiskys zu tasten. Lasst Euch beim Tasten ausreichend Zeit, es geht schließlich darum zu genießen, nicht um einen Wettbewerb. Wie auch beim Wein, beginnt man mit dem "leichtesten" und endet mit dem "intensivsten". Stellt ausreichend Wasser (ohne Kohlensäure) und Weißbrot bereit. Das Wasser braucht Ihr nicht nur zum Verdünnen. Auch zwischen den Proben solltet Ihr ausreichend Wasser trinken und ein wenig Brot essen. Das hilft sehr dabei, die Geschmacksnerven wieder zu "erden". Auf diese Weise wird es sicher ein geselliger Abend und Ihr habt auch am nächsten Morgen nicht mit "Nachwirkungen" zu kämpfen. Viel Spaß dabei ...